Beobachtung und Dokumentation

Das Thema der Beobachtung und Dokumentation begleitet mich in meiner Arbeit von Beginn an. Auf allen Stationen meines bisherigen pädagogischen Arbeitens hat es mich immer wieder aufs Neue überrascht, begeistert und umdenken lassen. Mein Anliegen ist es, dass Fachkräfte die Chancen der Beobachtung und Dokumentation nutzen, um Kinder zielgerichtet und individuell auf ihrem Weg zu begleiten.

Denn es ist meine Aufgabe als pädagogische Fachkraft, die Kinder zielgerichtet und individuell auf ihren Weg begleiten und optimal unterstützen zu können. Dabei sind Beobachtung und Dokumentation nicht nur die Grundlagen meiner pädagogischen Arbeit sondern auch das Werkzeug, um mein pädagogisches Handeln an den Kindern und deren Lebenswelt auszurichten zu können.

Beobachtung und Dokumentation sind Grundlage der pädagogischen Arbeit. Durch aufmerksame Beobachtung gelingt es uns, die Kinder besser kennenzulernen. Das hilft uns wiederum dabei, das pädagogische Handeln an den Kindern und deren Lebenswelt auszurichten. Bei der Beobachtung geht es darum, eine offene, neugierige Haltung einzunehmen, die die Interessen, Stärken sowie Bedürfnisse der Kinder in den Fokus nimmt.
Beobachtung ist die Achtung eines Kindes und dessen Individualität.

Beobachtung bedeutet in allererster Linie die Wertschätzung des Kindes und seiner Individualität. Beobachte ich ein Kind, dann vermittle ich ihm: Ich sehe dich, du ist wichtig!

Beobachten ist subjektiv. Was ist mein Ziel?

Pädagogisches Handeln sollte stets von einer Kombination aus der aufmerksamen Beobachtung der Kinder, den darauf resultierenden Erkenntnissen und dem Wissen über wichtige Entwicklungsschritte geprägt sein. Möchte ich einem Kind gerecht werden und eine hochwertige pädagogische Arbeit leisten, dann muss es mein Anspruch sein, reflektiert zu handeln. Diese Reflexion findet auf Basis von Erkenntnissen aus der gezielten Beobachtung statt.

So, wie sich Fachkräfte Fachwissen über die kindliche Entwicklung aneignen, muss auch die pädagogische Beobachtung gelernt werden. Denn Beobachtung ist mehr als nur genaues Hinsehen. Der Blick jeder pädagogischen Fachkraft ist von Natur aus subjektiv und durch eigene Vorerfahrungen geprägt. Es ist wichtig, sich dieser Subjektivität bewusst zu sein, um keine (vor-)schnellen Schlüsse zu ziehen. Die Kompetenz, der fachliche Hintergrund, der Erfahrungsschatz und auch der Anspruch können noch so groß sein – eine Fachkraft ist und bleibt ein Mensch. Und es ist unsere menschliche Natur, dass wir einen subjektiven Blick haben.

Neben Wahrnehmungsfehlern, die sich auch bei geübten Fachkräften immer wieder einschleichen können, prägt auch das Ziel unserer Beobachtung das, was wir sehen. Denn die Absicht einer Beobachtung lenkt den Blick. Ich sehe etwas anderes, wenn ich auf das Sozialverhalten eines Kindes achte, als wenn ich die Sprachentwicklung oder motorische Entwicklung im Fokus habe.

Dabei braucht es keine künstlichen Settings zur Beobachtung. Fachkräfte können in jeder Situation viel über ein Kind erfahren, wenn sie genau hinsehen.

Jede Alltagssituation, mag sie auch noch so unwichtig erscheinen, lädt zum genauen Beobachten ein.

Die Bedeutung der Dokumentation

Wenn Beobachtungen dokumentiert werden, dann wird diesen Bedeutung verliehen. Erkenntnisse werden festgehalten, weil sie für mich als Fachkraft oder auch für das Kind und dessen Familien bedeutsam sind. Vor allem dem Kind zeigen sie:

Deine Handlungen, Gedanken oder Ideen sind so wichtig, dass wir sie festhalten.

In einer Kindertageseinrichtung ist jede pädagogische Fachkraft nicht nur für ein einziges Kind zuständig und zudem das Geschehen oft von Hektik geprägt. Da ist es schlicht und einfach nicht möglich, jedes Kind zu jedem Zeitpunkt gleichermaßen zu sehen, sich zu erinnern und einzuordnen, welche Impulse oder Begleitung welches Kind gerade braucht.

Hier spielt wieder die Dokumentation eine wichtige Rolle. Dokumentation schafft Überblick! Für einen selbst, aber auch für die Kolleg:innen, die das Kind ebenfalls im Kita-Alltag begleiten. Egal ob es darum geht, langfristige Entwicklungsverläufe nachzuvollziehen oder eine Grundlage für den Austausch zu schaffen. Auf Basis von dokumentierten Beobachtungen können Fachkräfte ihre Perspektiven abgleichen und mögliche Lücken in der Wahrnehmung schließen. Die Dokumentation muss an sich nicht rein schriftlich sein. Nein, im Gegenteil! Es gibt viele Wege, wie man seine Beobachtungen festhalten kann.

 

Zur Dokumentation von Beobachtungen bieten sich verschiedene Ansätze an:

Eine bewusst gewählte Dokumentationsform kann für die weitere Arbeit hilfreich sein. So eignen sich gerade Fotos, Videos und Sprachaufnahmen, um beispielsweise mit der Familie des Kindes in den Austausch zu treten – denn auch deren Perspektive auf das Kind ist bedeutsam. (Verweis Zusammenarbeit mit Familien) Eigene Beobachtungen können durch diese Art der Dokumentation untermauert werden und die eigene Einschätzung somit nachvollziehbar der Familie oder dem Team vermittelt werden.

Solche Dokumentationsformen haben zudem den Vorteil, dass auch die Kinder leichter partizipieren können: Sei es im Austausch über die Beobachtungen oder bei der Dokumentation selbst.

Die Partizipation der Kinder an der Dokumentation ist dabei als wesentliches Qualitätsmerkmal zu sehen, denn wer sollte das Kind, dessen Interessen und Bedürfnisse besser kennen als das Kind selbst?

Ein kleiner Exkurs: Kann Entwicklungsdokumentation Spaß machen?

Diese 10 Fragen sind essenziell:

Bei Ihrer Beobachtung und Dokumentation sollten Sie sich regelmäßig selbst hinterfragen. Ich gebe Ihnen hier meine 10 Fragen an die Hand.

Mehr zum Thema finden Sie auch in meinen Veröffentlichungen

Lepold, M.; Lill, T., Tuffentsammer, M. (2021): 
Digitale Dokumentation in der Kita.
in: Botzum, E.; Urlen, M. (2021): Betreuung von Kleinstkindern. Qualität von Anfang an in Krippe, Kindergarten und Kita. 33. Lieferung: Die digitale Kita. Carl Link Verlang.

Lepold, M. & Lill, T. (2017): 
Dialogisches Portfolio – Alltagsintegrierte Entwicklungsdokumentation. 
Freiburg: Verlag Herder

Lepold, M.; Lill, T.; Püttmann, C.: 
Bildungs- und Lernabenteuer. Alltagsintegrierte Zugänge zur Beobachtung von Vorschulkindern.  
Verlag Herder (2019)

Möchten Sie Ihre Beobachtungs- und Dokumentationspraxis weiterentwickeln?

Dann sprechen Sie mich gerne an!