Digitale Medien in der Kita

Digitale Medien sind ein Teil der Lebenswelt der Kinder, der mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist. Durch meinen Hintergrund als Theater- und Medienwissenschaftlerin hat mich vor allem schon immer der kommunikative Aspekt von digitalen Medien interessiert. Denn schlussendlich sind Medien gerade dies: ein Mittel zur Kommunikation.

Digitale Medien können eine Bereicherung für die pädagogische Arbeit sein, wenn diese zielgerichtet eingesetzt werden. Dabei steht im Vordergrund, den Kindern einen reflektierten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien näherzubringen.

Dabei kann Medienbildung auf verschiedenen Ebenen stattfinden:

(vgl. Theunert, Demmler 2007)

Was bedeutet das für die pädagogische Arbeit? Zunächst einmal ist es von Bedeutung, dass sich pädagogische Fachkräfte selbst mit digitalen Medien, deren Funktionsweisen und Möglichkeiten auseinandersetzen. Gerade wenn es um den reflektierten Umgang mit digitalen Medien geht, ist es wichtig, dass pädagogische Fachkräfte nicht nur die Chancen, sondern auch die Risiken digitaler Medien kennen. Selbstverständlich heißt das nicht, dass nun alle Fachkräfte alle Möglichkeiten & Kniffe sämtlicher Programme bis ins kleinste Detail kennen müssen. Meiner Meinung nach ist es jedoch unumgänglich, sich zunächst einmal selbst mit den digitalen Medien oder auch Apps, die man mit den Kindern nutzen möchte, vertraut zu machen. Nach einer Risikoabschätzung (werden unangemessene Inhalte dargestellt? Können die Kinder kognitiv umfassen, was sie bspw. mit einer App machen? etc.) können pädagogische Fachkräfte gemeinsam mit den Kindern die Welt der digitalen Medien erkunden. Da Medienbildung reflektiert, kompetenzorientiert und vor allem interaktiv stattfinden soll, steht das aktiv handelnde Kind im Zentrum. Pädagogische Fachkräfte nehmen auch hier die Rolle als Begleiter:innen und Impulsgeber:innen ein.

Dialogische Medienbildung – der Dialog als Kern von Bildungsprozessen

Und dies ist auch beim Einsatz von digitalen Medien bedeutsam. Bildung durch, mit und über Medien kann dann funktionieren, wenn die Kinder neben der aktiven Nutzung sich auch über ihre Erkenntnisse und Gedanken austauschen.

 

Sehen wir uns dies einmal an dem Beispiel einer Hörspielproduktion an. Zunächst können die Kinder ein Hörbuch anhören und überlegen, wie dieses wohl aufgenommen wurde. In einem nächsten Schritt können sie verschiedene Aufnahmemöglichkeiten erkunden, ausprobieren, wie man am besten in ein Mikrofon spricht, etc. Anschließend können sie gemeinsam ein eigenes Hörspiel erarbeiten: Welche Geschichte wollen wir erzählen? Welche Personen, Tiere oder Wesen tauchen auf? Was erleben diese? Wie bauen wir die Geschichte auf? Steht die Geschichte, dann gilt es zu überlegen, wie das Vorgehen bei der Aufnahme ist. Nehmen wir chronologisch auf? Oder schneiden wir am Ende alles zusammen? Und wie können wir eigentlich Geräusche erzeugen? Was klingt denn wie ein Wasserfall? Und wie hört sich ein Feen-Drache an? Die Auseinandersetzung mit allerlei Fragen, das gemeinsame Nachdenken und Ausprobieren ist zugleich ein sozialer Prozess. Die Kinder müssen sich abstimmen, die ein oder andere Diskussion austragen und gemeinsam Lösungen finden.

 

In diesem Beispiel sieht man – wenn auch sehr verkürzt – dass digitale Medien allerlei „analoge“ Handlungen und Bildungsprozesse anregen können. Das Medium steht demnach nicht im Vordergrund des Geschehens, sondern wird von den Kindern als ein Werkzeug genutzt und in eine Handlung eingebettet. Dabei ist es die Aufgabe pädagogischer Fachkräfte, diese Auseinandersetzungen anzuregen, damit der Prozess nicht bei der reinen Nutzung des digitalen Mediums stehen bleibt. Wichtig ist dabei natürlich, dass die Kinder nicht mit Fragen oder Anregungen überhäuft werden, sondern diese als Impulse in die Bildungsprozesse hineingegeben werden, die von den Kindern dann wiederum aufgenommen und weiterentwickelt werden.

Medien alltagsintegriert nutzen

Das Ziel der Mediennutzung in der Kita sollte sein, dass diese alltagsintegriert stattfindet und nicht nur in Form von Projekten. Projekte eignen sich wunderbar, um einen Einstieg in das Thema zu finden und erste Schritte gemeinsam mit den Kindern zu gehen. Alltagsintegriert ist die Nutzung von digitalen Medien dann, wenn diese (zumeist in Begleitung der Fachkräfte) von den Kindern frei für ihre Zwecke genutzt werden können. Das kann aber nur gelingen, wenn beim Einsatz der digitalen Medien von Beginn an darauf geachtet wird, wie diese mit verschiedenen Bildungsbereichen verknüpft werden können. Hierzu ist es hilfreich, sich die verschiedenen Rollen der Kinder anzusehen, welche diese bei der Nutzung von digitalen Medien einnehmen (können). Diese möchte ich Ihnen noch als Anregung mitgeben.

Die Rollen der Kinder bei der Nutzung digitaler Medien

Das Kind als Forscher:in

Hier nutzen die Kinder Medien als Quelle zur Wissensaneignung und erhalten dadurch verschiedene Zugänge zur Welterschließung. So können sie zum Beispiel mit einer Endoskopkamera Unterwasserwelten entdecken, mit einem Mikroskop Details erkennen oder ihre Forschungsergebnisse in ein digitales Notizheft dokumentieren. Sie können vorab Vermutungen aufstellen, was sie wohl entdecken oder sehen werden, sich darüber austauschen und gemeinsam über verschiedene Themen philosophieren.

Das Kind als Künstler:in

Wenn Kinder die Rolle als Künstler:in einnehmen, steht die kreative Nutzung der Medien im Vordergrund, bei der das Kind verschiedene Ausdrucksmittel für sich nutzen kann: Es kann aus seiner Perspektive filmen, Fotos machen oder Sprachaufnahmen anfertigen. Die Ideen und Vorstellungen der Kinder können z.B. in Foto-Collagen, Stop-Motion-Filmen oder Hörbüchern sicht- und hörbar werden.

Das Kind als Erzähler:in

Digitale Medien bieten Kindern vielseitige Möglichkeiten zu Wort zu kommen. Durch Fotos oder Videos, die das Kind anfertigt, kann es Dinge aus seiner Perspektive zeigen. Und Sprachaufnahmen lassen das Kind wortwörtlich zu Wort kommen. Dank digitaler Medien kann das Kind eine Geschichte aus seiner Perspektive erzählen – und pädagogische Fachkräfte sowie Familien erhalten ganz neue Einblicke. Diese sind wiederum eine wunderbare Anregung, um in den Dialog zu treten. Fotos und Videos sind zudem eine Erinnerungsstütze, die bei Erzählungen helfen.

Das Kind als Reporter:in

Nimmt das Kind die Rolle als Reporter:in ein, so steht der Dokumentationszweck der Medien im Vordergrund. Die Kinder entwickeln nach und nach eine Sensibilität für das Einfangen von Inhalten. Wie muss ich etwas aufnehmen, damit es andere erkennen oder verstehen? Welche Fotos, Videos oder Sprachaufnahmen eignen sich besonders, um das darzustellen, was ich mitteilen möchte? Ebenso finden Abstimmungen in der Gruppe statt, da Reportagen (sei es in Form eines Videos, einer Fotodokumentation oder eines Podcasts) zumeist die Zuarbeit mehrerer Personen benötigt.

Quelle: Theunert, H., Demmler, K. (2007): Frühkindliche Medienaneignung. (Interaktive) Medien im Leben Null- bis Sechsjähriger – Realitäten und Handlungsnotwendigkeiten. In: B. Herzig, S. Grafe (Hrsg.), Digitale Medien in der Schule. Standortbestimmung und Handlungsempfehlungen für die Zukunft. Studie zur Nutzung digitaler Medien in allgemeinbildenden

Mehr zum Thema finden Sie auch in meinen Veröffentlichungen

Lepold, M.; Lill, T., Tuffentsammer, M. (2021): 
Digitale Dokumentation in der Kita.
in: Botzum, E.; Urlen, M. (2021): Betreuung von Kleinstkindern. Qualität von Anfang an in Krippe, Kindergarten und Kita. 33. Lieferung: Die digitale Kita. Carl Link Verlang.

Lepold, M.; Lill, T.; Rittner, C. (2023): 
Digitale Zusammenarbeit mit Familien.
Freiburg: Verlag Herder 

Sie interessieren sich dafür, wie Sie digitale Medien in der Kita reflektiert und alltagsintegriert einsetzen?

Dann sprechen Sie mich gerne an!