Zusammenarbeit mit Familien

Die Zusammenarbeit mit Familien ist eine elementare pädagogische Aufgabe. Ein Kind ist immer Teil einer Familie – wie auch immer diese aussehen mag – und diese Familie ein Teil des Kindes. Ich vertrete die Meinung, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kita und den Familien am Ende für alle Beteiligten ein Gewinn ist: für die pädagogischen Fachkräfte, die familiären Bezugspersonen und vor allem für das Kind.

Die Zusammenarbeit mit Familien in der Kita ist keine leichte Aufgabe. Jedoch nicht aus dem Grund, weil Familien so „anstrengend“ wären oder eine zusätzliche Last. Ich sehe die Zusammenarbeit mit Familien als Herausforderung an, da jede Familie individuelle Bedarfe hat. Familien sind sehr heterogen, es gibt nicht die klassische Familie. Die Konstellationen sowie Lebenswelten unterscheiden sich und dadurch entstehen unterschiedliche Bedarfe. Entsprechend individuell gestaltet sich auch die Zusammenarbeit mit den Familien.

Bedarfe und Bedürfnisse der Familien

Manchmal haben Fachkräfte das Gefühl, dass Familien immer mehr oder höhere Erwartungen haben. Auf den ersten Blick kann das vielleicht als störend empfunden werden. Jedoch muss man bedenken, dass auf vielen Familien selbst ein Bildungsdruck lastet. Es besteht der Wunsch (oder auch gesellschaftliche Druck), dass das Kind später in der Schule und dann auch im Berufsleben bestmöglich aufgestellt ist. Daher sollen von Anfang an die richtigen Weichen gestellt werden.
Oder – wenn die Einstellung nicht gar so erfolgsgetrimmt ist – dann wollen doch zumindest die meisten Eltern sichergehen, dass das eigene Kind nicht weniger Chancen als andere erhält. Jede:r möchte das Beste für sein Kind. Das ist auch vollkommen legitim und sehr gut so.
Als pädagogische Fachkraft muss man hier bedenken, dass viele der Familienmitglieder keinen pädagogischen Hintergrund haben. Daher können sie nicht wissen, wie kindliche Bildungsprozesse aussehen, was ein Kind bspw. alles im Freispiel lernen kann und welche Impulse das Lernen der Kinder anregen. Wie sollen Eltern denn erkennen, ob eine Kita gute Bildungschancen bereithält?

Zusammenarbeit mit Familien lebt von Transparenz

Entscheidend ist Transparenz! Und zwar von Anfang an. Schon im ersten Gespräch sollte den Familien aufgezeigt werden, wie die Entwicklungsbegleitung in der Einrichtung abläuft. So können die Familien von Anfang an verstehen, dass nicht einfach irgendetwas ohne Plan gemacht wird, sondern pädagogische Handlungsabsichten bestehen.

Eine transparente Arbeitsweise ist die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Familien. Wenn Familien Einblick haben, was geschieht, stärkt dies das Vertrauen und unterstreicht die Professionalität der Einrichtung.

Insgesamt ist es wichtig, den Bezugspersonen kontinuierlich aufzuzeigen, wie die Entwicklung der Kinder voranschreitet und was diese im Kita-Alltag erleben. Pädagogische Fachkräfte können hierfür bspw. Einblick geben, mit welchen Impulsen sie welche Ziele verfolgen und wie die dadurch angestoßenen Entwicklungsschritte des Kindes aussehen. Natürlich gilt es dabei ein Gleichgewicht zwischen Teilhabe am Kita-Leben und dem Recht des Kindes auf Privatsphäre zu halten.

Offene Haltung und Dialogbereitschaft

Mit der transparenten Arbeitsweise geht eine grundsätzliche offene Haltung der pädagogischen Fachkräfte einher. Es gilt, allen Familien offen und interessiert gegenüberzutreten. Dabei muss man sich bewusst machen, dass ein Weg, der bei der einen Familie gut funktioniert für eine andere Familie unpassend ist. Denn nur, weil eine Familie vielleicht wenig in den Austausch tritt, heißt das nicht automatisch, dass diese nicht interessiert ist.

So kann beispielsweise eine digitale Form der Informationsweitergabe viele Familien entlasten, die beim Bringen und Abholen nur wenig Zeit haben, Aushänge zu lesen und entsprechend zu reagieren. Ebenso können Sprachbarrieren dazu führen, dass es Familien schwerfällt, in den Austausch zu gehen. Und es kommt auch nicht allzu selten vor, dass sich Familien einfach nicht trauen, ihre Bedürfnisse oder Ideen auszusprechen, da sie das Gefühl haben, nicht das Recht dazu zu haben.

Für pädagogische Fachkräfte heißt dies, immer wieder Anlässe für den Dialog zu suchen und auf die unterschiedlichen Bedarfe der Familien einzugehen. Dann kann auch ein Austausch entstehen, der die pädagogische Arbeit bereichert.

Verschiedene Anlässe der Zusammenarbeit

Es gibt zahlreiche Anlässe zur Zusammenarbeit mit Familien. Sie beginnt mit dem ersten Kennenlerngespräch, es folgt das Aufnahmegespräch und die Eingewöhnung. Diese ersten Begegnungspunkte nehmen einen wichtigen Stellenwert ein. Denn der erste Eindruck prägt die Beziehung.
Falls der erste Eindruck nicht optimal ist, braucht es viel Arbeit, um ihn in das Gegenteil zu wenden. Der kontinuierliche Austausch (im Rahmen von Tür- und Angelgesprächen, durch Hospitationen oder in Entwicklungsgesprächen) stellt sicher, dass eine zu Beginn gut aufgebaute Beziehung auch stark bestehen bleibt.

Exkurs: Die Eingewöhnung in der Kita

Mehr zum Thema finden Sie auch in meinen Veröffentlichungen

Lepold, M.; Lill, T., Tuffentsammer, M. (2021): 
Digitale Dokumentation in der Kita.
in: Botzum, E.; Urlen, M. (2021): Betreuung von Kleinstkindern. Qualität von Anfang an in Krippe, Kindergarten und Kita. 33. Lieferung: Die digitale Kita. Carl Link Verlang.

Lepold, M.; Lill, T.; Rittner, C. (2023): 
Digitale Zusammenarbeit mit Familien.
Freiburg: Verlag Herder 

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Dann sprechen Sie mich gerne an!