Exkurs:

Ein Blick in die eigene Kindheit

Die Vorstellung davon, was für Kinder bedeutsam ist, ist auch davon geprägt, was für einen selbst als Kind bedeutsam war. Wenn ich an meine eigene Kindheit zurückdenke, dann waren für mich die Momente bedeutend, in denen ich gefühlt stundenlang Dinge erforschte und meinen Interessen folgte. Ärgerlich war, wenn ich aus etwas herausgerissen wurde. Dafür hatte ich als Kind absolut kein Verständnis. Und ich glaube, so geht es auch heute immer noch jedem Kind.

Kinder erschließen sich die Welt, indem sie sich forschend mit ihrer Umgebung auseinandersetzen – und diese Erforschung ihrer Umwelt geschieht mit all ihren Sinnen. Antrieb dafür ist eine ihnen von Geburt an gegebene Neugier.

Sie reagieren auf alles, was für sie unbekannt ist. Alles wird bis ins kleinste Detail untersucht und jede noch so kleine Veränderung erzeugt wieder neue Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit ist enorm wichtig für kleine Kinder. Denn nur, wenn sie sich intensiv mit ihrer Umwelt auseinandersetzen, lernen sie, ihre Eindrücke einzuordnen und sich in ihrer Welt zurechtzufinden.
Oftmals sieht, hört, riecht, schmeckt, fühlt, entdeckt und erlebt ein kleines Kind etwas zum ersten Mal. Dann setzt es seinen ganzen Körper und all seine Sinne ein.

Dabei verknüpft das Kind alle gesammelten Erfahrungen, um sich ein Gesamtbild der Situation zu konstruieren – eine herausragende Leistung, die Kinder tagtäglich vollbringen! In keinem Lebensabschnitt ist man so intensiv damit beschäftigt, immer wieder neue Dinge zu begreifen, wie in diesen jungen Jahren. Diese intensive Beschäftigung mit – für uns Erwachsene – eher „nichtigen und kleinen Dingen“ ist etwas, das oftmals im hektischen (Kita-)Alltag untergeht. Und doch sind gerade diese Situationen sehr wertvoll für die Entwicklung des Kindes.
Wie oft erleben wir im Alltag, dass ein Kind mit einem Gegenstand auf den Boden klopft oder mit dem Spielzeugauto unermüdlich auf der Heizung herumfährt. Wie oft muss man Kinder davon abhalten, dass sie nicht die Seiten eines Buches herausreißen, Papier essen oder mit Dreck werfen.

Selbstverständlich plädiere ich nicht dafür, alle Bücher zerreißen zu lassen oder sich stundenlang dem Lärm von hämmernden Gegenständen auszusetzen. Aber es geht um die Haltung und darum, wie man mit einem Kind umgeht, wenn es gerade die Grenzen oder Möglichkeiten von Materialien ausprobiert. 

Es ist wichtig, dass Kinder nicht nur die Erfahrungen machen, die wir Erwachsene ihnen vorgeben und erlauben. Sie sollen selbstständig ihre eigenen Erfahrungen sammeln und Dinge einfach einmal ausprobieren, ohne bei jedem Ausprobieren gestört zu werden. Es gilt eine gute Strategie zu finden, um Kindern genau diesen Raum zu bieten.

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